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Neukonzeptionierung von Prinzipien und Modelle in der osteopathischen Versorgung

Neukonzeptionierung von Prinzipien und Modelle in der osteopathischen Versorgung

Die Eckpfeiler der osteopathischen Behandlung liegen in den osteopathischen Grundsätzen, vor allem in der Idee einer selbstregulierenden, dynamischen Einheit aus Körper, Geist und Seele, der Struktur-Funktions-Wechselbeziehung und Person-Kontext-Wechselbeziehung.

Es besteht ein dringender Bedarf an einem soliden konzeptionellen Rahmen für die osteopathische Behandlung. Es ist notwendig, einen kohärenteren interprofessionellen Rahmen zu schaffen, der den besonderen Schwerpunkt der osteopathischen Intervention in der Gesundheitsversorgung hervorhebt. Im Hypothesenpapier von Liem, Lunghi (2021) und in Liem (2006 und 2017) wird beispielsweise jede Beschwerde und somatische Dysfunktion aus mindestens 4 Perspektiven angesehen und kann auf mindestens 4 wesentliche Aspekten zurückgeführt werden, die allesamt wiederum dynamisch und holarchisch evoluieren.

Flexibilitätszunahme in der Anpassung wie auch zunehmende Kompetenz in der Mitgestaltung von äußeren Ereignissen können beides, Ziele osteopathischen Handelns darstellen.

 

Diese vier Perspektiven sind:

– objektive Aspekte wie Gewebedynamiken, Verhalten, Blutbild etc.

– subjektive Erlebensaspekte im Patienten, wie Glaubensmuster, Kognitionen, Gefühle, Arousalmuster und Körperempfindungen,

– intersubjektive Aspekte wie Kultur, Sozialisation, Familie, Freunde

– biosoziale Kontexte wie Einkommen, Berufsstand, Wohnverhältnisse, Gesundheitssystem, politische Verhältnisse.

 

In der Berücksichtigung dieser Perspektiven in der osteopathischen Behandlung, kann als Verbesserung der individuellen Geist-Körper-Funktion des Patienten, in Relation zu seinem Umfeld angesehen werden, mit dem Ziel, die Proaktivität des Patienten zu fördern. Flexibilitätszunahme seitens des Patienten in der Anpassung an äußere Umstände und Kontexte, wie auch zunehmende Kompetenz in der Mitgestaltung von äußeren Ereignisse und Kontexte sind beides Ziele des osteopathischen Handelns.

 

In Ermangelung eines wissenschaftlichen Paradigmas besteht die Gefahr, dass die Behandlung auf den Werten oder Dogmen des einzelnen Osteopathen basiert – jeder Praktiker würde willkürlich den „biologischen“, „psychologischen“, „sozialen“ oder „spirituellen“ Aspekt ohne angemessene Begründung verstärken. Praktizierende sollten unnötige Grenzen wie die Körper-Geist-Dualität vermeiden. Die Persönlichkeitsentwicklung – und assoziierte gesundheitliche Aspekte- sind ein fortlaufender epigenetischer Prozess.

 

Die patientenzentrierte Kommunikation, die aktiven Lernansätze, die gemeinsame Entscheidungsfindung und das Selbstmanagement-Coaching können alle in ein konzeptionelles System der osteopathischen Versorgung integriert werden, wobei die traditionellen Modelle weiterhin durch einen metatheoretischen Rahmen verbunden bleiben (Liem, Lunghi 2021).

 

Die 4 Aspekte werden als untrennbare Dimensionen oder Perspektiven des „In-der-Welt-Seins“ beschrieben – vier irreduzible erkenntnistheoretische Perspektiven oder Dimensionen der Realität, die gleichzeitig auftreten. Krankheit, Unwohlsein und Krankheitszustände spiegeln sich in allen 4 Aspekten wieder.

 

Jede Beschränkung auf einen oder Verabsolutierung einer Sichtweise kann das Heilungspotenzial im Patienten reduzieren, da mögliche wesentliche Aspekte im Beschwerdeverhalten oder im Heilungsverlauf nicht berücksichtigt werden.

 

Beispielsweise werden u.a. geweberelationelle, biologische, kognitive, emotionelle, psychosoziale und spirituelle Reaktionsfähigkeit einer Person auf die Herausforderungen der Person-Kontext Umwelt bewertet und entsprechend osteopathisch behandelt.

 Dies umfasst z.B. den wahrnehmend-kognitiv-symbolischen wie auch den  direkt-intuitiven-nicht-lokalen Ansatz in der Osteopathie. 

ENGLISH

Reconceptualizing Principles and Models in Osteopathic Care

The cornerstones of osteopathic treatment lie in osteopathic principles, especially in the idea of a self-regulating, dynamic unity of body, mind and spirit, structure-function interaction and person-context interaction.

There is an urgent need for a solid conceptual framework for osteopathic treatment. There is a need to create a more coherent interprofessional framework that emphasizes the special focus of osteopathic intervention in health care. For example, in the Liem, Lunghi (2021) hypothesis paper and in Liem (2006 and 2017), every complaint and somatic dysfunction is viewed from at least 4 perspectives and can be attributed to at least 4 essential aspects, all of which in turn evolve dynamically and holarchically.

Flexibility increase in adaptation as well as increasing competence in co-creation of external events can both, represent goals of osteopathic action.

 

These four perspectives are:

– objective aspects such as tissue dynamics, behavior, blood count, etc.

– subjective aspects of experience in the patient, such as belief patterns, cognitions, feelings, arousal patterns and body sensations,

– intersubjective aspects, such as culture, socialization, family, friends

– biosocial contexts such as income, occupational status, housing conditions, health care system, political conditions.

 

In the consideration of these perspectives in osteopathic treatment, can be seen as improving the individual mind-body function of the patient, in relation to his environment, with the aim of promoting the proactivity of the patient. Increasing flexibility on the part of the patient in adapting to external circumstances and contexts, as well as increasing competence in co-creating external events and contexts, are both goals of osteopathic action.

 

In the absence of a scientific paradigm, there is a danger of basing treatment on the values or dogmas of the individual osteopath – any practitioner would arbitrarily reinforce the „biological,“ „psychological,“ „social,“ or „spiritual“ aspect without adequate justification. Practitioners should avoid unnecessary boundaries such as body-mind duality. Personality development-and associated health aspects-are an ongoing epigenetic process.

 

Patient-centered communication, active learning approaches, shared decision making, and self-management coaching can all be integrated into a conceptual system of osteopathic care, while still keeping the traditional models connected through a metatheoretical framework (Liem, Lunghi 2021).

 

The 4 aspects are described as inseparable dimensions or perspectives of „being-in-the-world“-four irreducible epistemological perspectives or dimensions of reality that occur simultaneously. Illness, malaise, and disease states are reflected in all 4 aspects.

 

Any limitation to one or absolutization of one perspective may reduce the healing potential in the patient, as possible essential aspects in the complaint behavior or healing process are not taken into account.

 

For example, tissue-relational, biological, cognitive, emotional, psychosocial, and spiritual responsiveness of a person to the challenges of the person-context environment, among others, are evaluated and treated osteopathically accordingly.

This includes, for example, the perceptual-cognitive-symbolic as well as the direct-intuitive-non-local approach in osteopathy.

Liem T, Lunghi C. Reconceptualizing Principles and Models in Osteopathic Care: A Clinical Application of the Integral Theory. Altern Ther Health Med. 2021 Oct 15:AT6750.

Liem T. Van den Heede P. Foundations of Morphodynamics in Osteopathy: An Integrative Approach to Cranium, Nervous System, and Emotions, 2017; 1. Aufl. Handspring Publishing Limited, Pencaitland.

Liem T. Morphodynamik in der Osteopathie, 2013; 2. aktualisierte Aufl. Haug, Stuttgart.

 

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