Die Akupunktur stammt aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und stellt eine Behandlungsmethode dar, bei der durch das Einstechen kleiner Nadeln in die sog. Meridiane der Energiefluss des Körpers (Qi) beeinflusst werden soll. Das Qi stellt dabei die Lebensenergie des Körpers dar und Meridiane sozusagen die „Leitungsbahnen“ des Qi.
In der TCM wird angenommen, dass ein gestörter Energiefluss im Körper zu Erkrankungen führen und durch Stiche in die Meridiane wieder ausgeglichen werden kann.
Wirkungsweise
Wie genau die Akupunktur ihre Wirkung entfaltet, ist bis heute nicht abschließend geklärt und unter Wissenschaftlern herrscht kein Konsens darüber, was im akupunktierten Körper abläuft.
Einige Forscher gehen davon aus, dass die Akupunktur ihre analgetische Wirkung durch Interaktion mit der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und dem endogenen Opioidsystem entfaltet. Beide stellen wichtige Mediatoren der Stressreaktion auf Schmerzen dar (Li et al 2013). In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass Akupunktur die Freisetzung von Opioiden im zentralen Nervensystem aktiviert (Gao et al 2018, Goldman et al 2010, Huang et al 2002, Zhao 2008).
Andere Wissenschaftler suchen die Antwort zu den Wirkmechanismen der Akupunktur im Einstechen der Nadeln in die Haut. Das dabei entstehende Gefühl wird in der TCM als „De Qi“ bezeichnet und gilt in der traditionellen Akupunktur als wichtiger Faktor für die therapeutische Wirkung des Nadelns. „De Qi“ kann sowohl vom Patienten (als Schwere- oder Druckgefühl oder eine leichte Elektrisierung) als auch vom Therapeuten (als Reißen/Wiederstand der Nadel in der Haut) wahrgenommen werden. Eine amerikanische Forscherin und Professorin stellte dazu die Hypothese auf, dass dieses Phänomen auf die mechanische Kopplung zwischen der Nadel und dem Bindegewebe zurückzuführen ist, wobei sich das Gewebe während der Nadeldrehung um die Nadel wickelt und die Nadelmanipulation über Mechanotransduktion ein mechanisches Signal an die Bindegewebszellen überträgt (Langevin et al 2001). Auch wenn es noch keine endgültige Entschlüsselung zur Wirkungsweise der Akupunktur gibt, so verfügt sie dennoch über eine wissenschaftliche Basis, welche auf einer Reihe von Studien beruht.
Wirksamkeit/Effizienz
Zum Beispiel wurde die Wirksamkeit der Akupunktur bei Migräne durch mehrere klinische Studien und einige systematischen Übersichtsarbeiten bewiesen, weswegen sie heute weltweit zur Migräneprophylaxe und Behandlung der chronischen Schmerzen eingesetzt wird (Linde et al 2016). So kann Akupunktur die Anzahl der Migränetage im Monat sowie die Schmerzintensität verringern. Außerdem zeigt sie wesentlich weniger Nebenwirkungen als eine medikamentöse Therapie (Giovanardi et al 2020).
Auch bei anderen Krankheitsbildern mehren sich die Hinweise auf eine gute Wirksamkeit von Akupunktur. Dazu gehören schlanganfall-induzierte Depressionen (Zhang et al 2020), Alzheimer (Huang et al 2020), Linderung von Chemotherapie-ausgelösten Nebenwirkungen bei Brustkrebspatientinnen (Jang et al 2020), durchfalldominantes Reizdarmsyndrom oder funktionelle Diarrhoe (Guo et al 2020), Angst vor Operationen (Tong et al 2020) und viele weitere.
Literaturverzeichnis
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Goldman N, Chen M, Fujita T, et al. Adenosine A1 receptors mediate local anti-nociceptive effects of acupuncture. Nat Neurosci. 2010;13(7):883-888
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