Leonardo Vieira, ein brasilianischer Professor für osteopathische Medizin, hat kürzlich einen Review über das menschliche Fasziensystem veröffentlicht, in dem er die Beziehung zwischen der embryonalen Herkunft der muskuloskelettalen, viszeralen, pannikulären sowie neuralen Faszien und dem neuronalen System darstellt.
Eine Arbeitsgruppe der Faszienforschungsgesellschaft definiert den Begriff „Fasziensystem“ folgendermaßen:
„Das Fasziensystem besteht aus einem dreidimensionalen Kontinuum von weichem Bindegewebe, das faseriges, lockeres und dichtes Kollagen enthält, das in den Körper eindringt. Es umfasst Elemente wie Fettgewebe, Adventitia, neurovaskuläre Hüllen, Aponeurosen, tiefe und oberflächliche Faszien, Epineurium, Gelenkkapseln, Bänder, Membranen, Meningen, myofasziale Erweiterungen, Periost, Retinaculum, Septum, Sehnen, viszerale Faszien und intermuskuläres Bindegewebe, einschliesslich Endomysium/Epimysium/Perimysium. Das Fasziensystem bezieht alle Organe, Muskeln, Knochen und Nervenfasern mit ein, verflochten und durchdringt sie, wodurch der Körper eine funktionelle Struktur erhält und eine Umgebung geschaffen wird, die es allen Systemen im Körper ermöglicht, integriert zu arbeiten“ (Schleip, Hedley, Yucesoy, 2019).
Somitogenese
Die Somitenbildung startet ab dem zwanzigsten Tag und dauert an bis alle 44 Paare gebildet wurden. Die Somiten werden aus dem paraxialen Mesoderm gebildet und lassen sich in folgende Strukturen einteilen:
- Sklerotom
- Knochen des Körpers (Ausnahme Schädelknochen und Zungenbein)
- Dermatom
- Dermis, oberflächliche Faszien, Schichten des subkutanen Fettgewebes
- Innervation durch vorderen und hinteren Ast des Spinalnervs
- Myotom
- Muskeln, tiefe Faszie (Ausnahme Gesicht und vorderer Hals)
- Unterteilung in:
- Epimer: dorsale Faszien und Muskeln des Rumpfes (Aufrichtmuskulatur der Wirbelsäule)
- Hypomer: ventrale Muskeln und Faszien des Rumpfes, Gliedmaßen, tiefe Faszie mit ihren drei Schichten (Ausnahme Mm. trapezius und sternocleidomastoideus)
Das fasziale System des Menschen wird folglich hauptsächlich aus dem paraxialen Mesoderm gebildet. Die Ausnahme hierbei bildet die Entwicklung der Gesichtsfaszien und die der ventralen Halsregion, welche sich aus der ektodermal-angelegten Neuralleiste aus mesenchymalen Zellen entwickeln. Dabei beeinflussen sich die Ausdifferenzierung des Neuralrohrs und die Entwicklung des faszialen Systems wechselseitig, wodurch eine enge Verbindung entsteht. Diese wird als neurofasziales System bezeichnet. Der Autor weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass das fasziale System sich nicht linear in verschiedene Modelle aufteilen lässt, sondern auf mikroskopischer Ebene den gesamten Körper als großes, fasziales Netzwerk umgibt. Damit stellt es ein effizientes Kommunikationssystem für den Körper dar (Vieira, 2020).
Literaturverzeichnis:
Schleip R, Hedley G, Yucesoy CA. Fascial nomenclature: Update on related consensus process. Clin Anat. 2019;32(7):929-933.
Vieira L. Embryology of the Fascial System. Cureus. 2020;12(8):1-21.