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Interview mit dem spirituellen Lehrer und Arzt, Swami Vijayananda von Torsten Liem

Eine Gruppe von Menschen sitzt während einer Kinderosteopathie-Sitzung um einen Mann in einem orangefarbenen Gewand.
Interview mit dem spirituellen Lehrer und Arzt, Swami Vijayananda von Torsten Liem

Das Interview fand am 14.2.2010, kurz vor seinem Tod statt. 

Ende 1950 fuhr er mit einem Boot von Marseille nach Sri Lanka und Indien, um seinen Meister zu finden. Seine Idee war, diesen um Rat zu fragen und anschließend nach Südfrankreich zurück zu kehren, wo er als Arzt tätig war. Schließlich blieb er den Rest seines Lebens in Indien – die folgenden 59 Jahren, wovon er über 10 Jahren in völliger Einsamkeit im Himalaya verbrachte. 

 

Kurzbiographie

Swami Vijayananda (26.11.1914- 5.4.2010)

Am 26. November 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Ostfrankreich, wurde Vijayananda in eine jüdische Familie hineingeboren und sollte seinen Vater, den Oberrabbiner von Metz, beerben. Als Kind war er sehr fromm, aber in der Jugend, studierte er Philosophie und begann sich von monotheistischen Religionsdogmen zu distanzieren. Später studierte er Medizin und folgte zunächst einem spirituellen Lehrer in Paris, einem vom Buddhismus beeinflussten französischen Psychiater. Ende 1950 fuhr er mit einem Boot von Marseille nach Sri Lanka und Indien, um seinen Meister zu finden. Seine Idee war, diesen um Rat zu fragen und anschließend nach Südfrankreich zurück zu kehren, wo er als Arzt tätig war. Er hatte gehofft, Shri Ramana Maharshi und Shri Aurobindo zu treffen, aber als er im Januar 1951 in Chennai ankam, waren beide gerade gestorben. Er traf stattdessen Ma Anandamayi am 2. Februar 1951 in Varanasi und fragte sie, ob sie zwei oder drei Tage in ihrem Retreat bleiben könne, woraus schließlich 59 Jahre wurden. Eine lange Zeitspanne von insgesamt über 10 Jahren verbrachte er in völliger Einsamkeit in einem Ashram im Himalaya, da Ma Anandamayi, seine spirituelle Lehrerin, ihn dorthin schickte. 1985, nach dem Tod von Ma Anandamayi, bat sie ihn darum, sich um Besucher des Ashrams zu kümmern, was er bis zu seinem Lebensende tat.

 

  • Du warst ein Arzt in Frankreich und lebst nun fast 60 Jahre in Indien, Warum gingst Du niemals zurück nach Frankreich?

Ich lebe seit 58 Jahre in Indien; ich bin hierher gekommen, um den echten Lehrer zu finden. Ich habe Ma Anandamayi gefunden. Wenn ich das gefunden habe, was ich suchte, warum sollte ich zurück gehen? Ich habe wie durch ein Wunder exakt das gefunden, was ich suchte. So gibt es kein Grund zurück zu gehen. Wie durch ein Wunder habe ich gefunden, was ich suchte.

 

  • Du hast für einige Jahre allein im Himalaya gelebt. 

Ja, für viele Jahre. Ma Anandamayi hat mich dahingeschickt. Es war ein neuer Ashram und keiner wollte dort bleiben. Ma sagte mir, Vijayananda, Du wirst dort hingehen. Sie wollte, dass ich dort hin gehe. Es gab dort kein Wasser. 1,5 Meilen musste ich laufen, um mir Trinkwasser holen. Es gab kein Essen, kein Licht, keine Elektrizität. Ich musste nachts im Dschungel mit einer Art Fackel gehen. 

 

  • Ist Dein Zustand von Frieden, ein konstanter Zustand?

Frieden ist beinahe konstant. Wenn Du allein im Dschungel bist, dann gibt es viele Gründe, Angst vor vielen Dingen zu haben. So war mein Ziel, keine Angst mehr zu haben, komplett keine Angst mehr zu haben, komplett angstfrei zu sein – die komplette Zeit. 

 

  • Dein Zustand von Frieden, ist es das gleiche wie Glückseligkeit – Ananda?

Nein, Glückseligkeit ist ein weitaus höherer Zustand. Von Zeit zu Zeit erlebe ich Glückseligkeit. Frieden ist ein Grundgefühl.

 

  • Was kann uns Frieden im Geist bringen, wenn wir in der Welt leben?

Wenn Du in Meditation bist und Du das Bewusstsein von Einheit erlebst und wenn Du spürst, dass Du göttliches Bewusstsein bist und nicht sterben kannst, unsterblich bist. 

 

  • Was können wir tun, um unsere destruktiven Gefühle zu reduzieren, wie Hass, Verlangen, Kummer?

Angst, Ärger, sexuelles Verlangen. Meditation, nach innen schauen, bewusst werden, wie der Geist arbeitet. Wenn Du merkst/verstehst, wie der Geist arbeitet, kannst Du diese kontrollieren.

 

  • Was ist der Unterschied zwischen Meditation mit einem Mantra oder den Atem zu beobachten

Den Atem beobachten ist nicht das richtige Pranayama. Das richtige Pranayama ist das Kontrollieren der Nadi. Atem beobachten is not the real thing. Nur eine Hilfe.

 

  • Und ein Mantra?

Ein Mantra kann als Unterstützung für den Geist genutzt werden. 

 

  • Was ist der Unterschied zwischen einem spirituellen und einem weltlichen Leben?

Vergnügen, Frustration, Nach innen gehen, Weg von Vergnügen. Das „Selbst“ ist der Ursprung. Das innere Selbst ist die wirkliche Ursache von Freude. Menschen gehen überall hin in die Welt, um Glücklichsein und Freude zu finden. Wenn Du es in Dir findest, musst Du es nicht außen suchen. Was Du außen suchst, in der Welt, findest Du innen. Was Du außen in der Welt suchst, findest Du in Dir, inneren Frieden. Wenn Du erkennst, dass alles in Dir drin ist, dann brauchst Du es nicht außen zu suchen, nach außen zu rennen. 

 

  • Was ist das Problem, außen danach zu suchen?

Wenn Du es innen spürst, dann erkennst Du, dass Freude nicht von etwas Äußerem abhängig ist. Wenn Du nach außen orientiert bist, eine Freundin oder Freund hast, und bist abhängig von ihnen… Deine innere Freude ist nicht von etwas abhängig, es ist in Dir. Die Essenz ist in Dir.

 

  • Ist es wesentlich für ein spirituelles Leben, sich von der Welt zurückzuziehen?

Nein, es gibt viele Wege, z.B. Karma Yoga. Auch dadurch veränderst Du die Haltung des Geistes. Du bleibst wo Du lebst und Du veränderst die Haltung des Geistes. 

Erklärung Torsten Liem: Karma Yoga ist durch selbstloses Dienen und Handeln gekennzeichnet.

 

  • Wenn Du mit einer Partnerin, einem Partner in einer Familie zusammenlebst. Was ist der Weg eines spirituellen Lebens?

Du siehst die Frau wie eine göttliche Mutter, wie einen femininen Gott und sagst Dir, dass Du Gott dienst. Und bringst Respekt der feminen Mutter entgegen. Das ist der Weg für Dich als Mann. 

 

  • Gibt es eine Beziehung zwischen Spiritualität und Gesundheit?

Du brauchst einen starken und gesunden Körper, wenn Du gut meditieren willst. Wenn Du schwach bist, kannst Du kein gutes spirituelles Leben verwirklichen. 

Wenn Du gesunde Nahrung isst, bist Du stark und entgiftest Dich, reinigst innerlich. Nicht zuviel essen, sonst wirst Du krank. Aber ausreichend, um einen gesunden und starken Körper zu haben. 

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