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Osteopathie und Reizdarm

Auf dem Bauch einer Person ist ein roter Fleck zu sehen.
Osteopathie und Reizdarm

Einleitung

Wir können im Laufe unseres Lebens unterschiedlichen Arten von Stressoren ausgesetzt sein: physische, emotionale, soziale, biochemische, metabole, elektromagnetische oder pathogene Stressfaktoren oder Toxine und andere Umweltbelastungen. Auch unser Lebensstil spielt hier eine große Rolle. Zunächst ist unser Organismus bestrebt mögliche Stressfaktoren aufzulösen. Ist dies nicht möglich, passen wir uns an. Dies wird durch eine Vielzahl adaptiver und physiologischer Veränderungen, auch auf Ebene des Gewebes, erreicht. Das wird allostatische Anpassung genannt.

Diese allostatische Anpassung stellt allerdings selbst eine gewisse Herausforderung und Belastung für den Körper dar und wird als allostatische Last bezeichnet. Je nachdem wie lange und wie intensiv die Stressfaktoren auf uns einwirken und je nachdem wie anfällig wir für diese sind, erschöpfen sich unsere selbstregulativen Kräfte der Anpassung und es entstehen weitere Folgeketten im Körper. Aus dieser Sicht sind Beschwerden zum Teil auch als Defizit dynamischer Interaktion innerhalb der adaptiven Systeme selbst und zwischen eben diesen zu verstehen.
Unser Körper zeigt das durch Symptome, wie Schmerzen oder Unwohlsein etc. Für einen erfahrenen Osteopathen wird dies erkennbar in der Änderung der Beziehung zwischen Struktur und Funktion, möglicherweise sogar lange bevor die einzelnen Systeme oder Strukturen stärkeren Schaden nehmen. Dieses Handwerk bzw. Kunst des Erkennens über die Berühung und des „Be-Hand-elns“ im Sinne eines Unterstützens von Homöostase und Auflösen von dysfunktionellen Schlüsselregionen im Körper –  die somatische Dysfunktion genannt werden – kann nur durch stetes Üben erreicht werden.

Kann Osteopathie bei Reizdarm helfen?

Wir können im Laufe unseres Lebens unterschiedlichen Arten von Stressoren ausgesetzt sein: physische, emotionale, soziale, biochemische, metabole, elektromagnetische oder pathogene Stressfaktoren oder Toxine und andere Umweltbelastungen. Auch unser Lebensstil spielt hier eine große Rolle. Zunächst ist unser Organismus bestrebt mögliche Stressfaktoren aufzulösen. Ist dies nicht möglich, passen wir uns an. Dies wird durch eine Vielzahl adaptiver und physiologischer Veränderungen, auch auf Ebene des Gewebes, erreicht. Das wird allostatische Anpassung genannt.

Diese allostatische Anpassung stellt allerdings selbst eine gewisse Herausforderung und Belastung für den Körper dar und wird als allostatische Last bezeichnet. Je nachdem wie lange und wie intensiv die Stressfaktoren auf uns einwirken und je nachdem wie anfällig wir für diese sind, erschöpfen sich unsere selbstregulativen Kräfte der Anpassung und es entstehen weitere Folgeketten im Körper. Aus dieser Sicht sind Beschwerden zum Teil auch als Defizit dynamischer Interaktion innerhalb der adaptiven Systeme selbst und zwischen eben diesen zu verstehen.
Unser Körper zeigt das durch Symptome, wie Schmerzen oder Unwohlsein etc. Für einen erfahrenen Osteopathen wird dies erkennbar in der Änderung der Beziehung zwischen Struktur und Funktion, möglicherweise sogar lange bevor die einzelnen Systeme oder Strukturen stärkeren Schaden nehmen. Dieses Handwerk bzw. Kunst des Erkennens über die Berühung und des „Be-Hand-elns“ im Sinne eines Unterstützens von Homöostase und Auflösen von dysfunktionellen Schlüsselregionen im Körper –  die somatische Dysfunktion genannt werden – kann nur durch stetes Üben erreicht werden.

Bei vielen funktionellen Darmerkrankungen, bei denen viele Faktoren zusammenwirken und keine Histopathologie gefunden wird, kann eine osteopathische Behandlung empfohlen werden – und möglicherweise auch in Kombination mit anderen Methoden angewendet werden- , wie z. B. Reizdarmsyndrom, funktionelle Bauchschmerzen, Druck, Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Bauchkrämpfe bei Kindern und Stillprobleme bei Neugeborenen.

Einige Studien haben gezeigt, dass Osteopathie bei Reizdarmsymptomen helfen kann. Eine Forschung von Florance und Kollegen (2012) https://bit.ly/3c1tdXe

zeigte, dass Osteopathie im Vergleich zur Massagetherapie einen signifikant höheren positiven Effekt auf die Reizdarmsymptome hat. In ähnlicher Weise zeigte eine randomisierte Crossover-Studie von Attali et al aus dem Jahr 2013 https://bit.ly/3c1tdXe , dass die allgemeine und lokale Vibration auf Organe, Reizdarmsymptome wie Verstopfung, Durchfall, Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und Rektalschmerzempfindlichkeit verbessern kann Die Verbesserung setzte sich auch nach einem Jahr fort.

Wie arbeiten Osteopathen bei Reizdarm und anderen Ver­dauungs­beschwerden?

Osteopathie zeichnet sich dadurch aus, dass die Behandlungsmethode für den Patienten sehr individuell ist. Infolgedessen behandeln wir die Krankheit weniger – stattdessen passen wir die Behandlung vollständig an die Merkmale des Patienten und den Kontext an, in der er lebt. Dies bedeutet zum Beispiel, dass 10 Patienten, die gleiche Reizdarmsymptome haben, 10 völlig unterschiedliche Behandlungen erfahren können. Bei einem Patienten liegt der Schwerpunkt auf der Nervenversorgung des Darms, während bei einem anderen Patienten der Schwerpunkt auf der Körperhaltung, dem Immunsystem und der motorischen Funktion des Kiefers oder Darms liegt.  Hier können mehrere Komponenten interagieren, und diese Interaktion kann die sogenannte allogene Belastung des Patienten verringern. Daher geht es nicht darum, eine einzige Ursache, wie z.B. ein Bakterium zu bekämpfen oder zu beseitigen.  Der Zweck der Behandlung besteht in der Milieuverbesserung, in der sich eine Krankheit zeigt, die fünf osteopathischen Modelle zu verwenden, um zu interagieren und die Anpassungsfähigkeit zu verbessern.

Diese sind die Biomechanik der Körperhaltung und Bewegung, zweitens das Atmungs- und Herzkreislaufsystem, drittens das System des Stoffwechsels, dem Immun- und Hormonsystem, viertens das Nervensystem mit dem Gehirn, dem peripheren und autonomen Nervensystem und fünftens biopsychosoziale Anpassungen.

Hier kann beispielsweise eine aufrechtere Körperhaltung, die Nervenversorgung des Darmes verbessern, z.B. eine Stimulation des Vagusnerven im Bereich des Kopfhalsübergangs, des Ohrs, von Schädelnähten oder des Parasympathikus im Bereich des Kreuzbeines oder eine Inhibition des Sympathikus durch Entspannung der Brustwirbelsegmente. 

Eine vertiefte Atmung, kann die Darmperistaltik positiv beeinflussen. Auch können die Beweglichkeit der einzelnen Darmregionen im Hinblick auf die Atmung getestet und behandelt werden. 

Oder Darmabschnitte können im Hinblick auf ihre Eigenbewegung palpiert werden. Ein entspannteres Zwerchfell könnte die vielen Durchtrittsstellen zum Verdauungstrakt wie z.B. die Bauchgefäße, die Lymphe, die Nerven verbessern etc. 

Verbesserte Körperhaltung, Atmung und Vagusnervstimulation könnten auch gemeinsam wirken, um das Erleben starker belastender Emotionen etwas zu mindern, was sich wiederum auf den Darm auswirken könnte. 

Verbesserte Körperhaltung, Atmung und Vagusnervstimulation können auch zusammenwirken, um das Erleben von Emotionen mit hohem Stress zu reduzieren, welches sich im Darm zeigen könnte.

Oder die Entspannung eines kontrahierten und verkürzten Psoasmuskels – ein Hüftbeuger -, auf dem Teile des Dickdarmes liegen, kann auf den Darm wirken. 

Die Behandlung des Mesenteriums, des Mesosigmoids oder der Radix des Mesoquerkolons – das sind Aufhängevorrichtungen des Darmes, in denen Gefäße und Nerven enthalten sind – können die Versorgung und Innervation des Darmes optimieren. 

Auch lokale Gleitflächen z.B. zwischen Dick- und Dünndarm, zwischen Querkolon und Magen oder zwischen Auf- und absteigendem Dickdarm und Rücken oder eine Bandanheftung vom rechten Dickdarmwinkel zu den unteren rechten Rippen können versucht werden zu mobilisieren. 

Die Auflösung von somatischen Dysfunktionen in der Wirbelsäule kann eine Sensibilisierung im Hinterhorn des Rückenmarkes verbessern. Dort können in den Synapsen Schmerzsubstanzen ausgeschüttet werden und möglicherweise so dysfunktionelle Relationen zwischen Organ, Wirbelsegment, Muskel und Hautsegment auslösen oder Schmerzen und Verspannung zwischen ihnen positiv verstärken oder sogar das gesamte Nervensystem sensibilisieren, was zentrale Sensibilisierung genannt wird. In der Osteopathie wird nicht deshalb nicht nur die betroffene Region behandelt, sondern nicht selten auch weit entfernte Regionen, eben weil diese möglicherweise die Darmfunktion beeinträchtigen wie z.B. Nacken- oder Knieprobleme. 

Hier stehen nichtlineare Kausalketten im Vordergrund. Eine Vielzahl von Interventionen, obwohl jede Intervention selbst fast keine offensichtlichen Auswirkungen hat, kann diese jedoch in ihrer Wechselwirkungen mit anderen Techniken die Symptome des Reizdarms verbessern.

Die Anamnese liefert Informationen über mögliche Risikofaktoren, die sich während des Lebens summieren können, bis der Patient schließlich Symptome eines Reizdarmsyndroms zeigt. Dies ist sehr wichtig, da die Risikofaktoren für jede Krankheit unterschiedlich sind und ihr Vorhandensein die Krankheitsempfindlichkeit gegenüber der entsprechenden Krankheit erhöht. Manchmal kann dies bis zur Geburt oder sogar Schwangerschaft reichen. 

Informationen in der Krankengeschichte sind wichtig, da die Risikofaktoren jeder Krankheit aus der Epidemiologie dieser Krankheiten bekannt sind und die Beseitigung dieser Risikofaktoren durch eine Änderung des Lebensstils die Heilung unterstützt. 

Die Erklärung dieser Prozesse spielt eine große Rolle in der Behandlung, da Patienten dadurch Kontrolle über ihre Symptome wiedererlangen können. 

Neben Beobachtung, Untersuchung und Testung wird in der Kunst der osteopathischen Berührung stetig zwischen allgemeinen Untersuchungs- und Behandlungsansätzen – wie rhythmisches Mobilisieren aller Gelenke oder Ganzkörpervibration – zu sehr lokalen Ansätzen und Techniken hin- und her gewechselt. 

Spezifisch könnte z.B. ein Gefäß, ein Nerv oder eine Organverbindung in ihrer Gleitfähigkeit, Elastizität, Dichte, Spannung oder Beweglichkeit verbessert werden. Dabei können körpereigene Rhythmen im Patienten genutzt oder bestimmte Gewebe drainiert werden. 

Werden Zugspannungen in eine bestimmte Richtung wahrgenommen, z.B. vom rechten Kolonwinkel und Querkolon zur Leber, kann mit den Händen die Leber, ihre Position, Form, Spannung, Volumen, Dichte, Beweglichkeit und ihre Arterien, Venen, Lymphgefäße und nervalen Innervationen, ihre Relationen zur Wirbelsäule und zu Muskeln, zur Statik etc. und natürlich die Aufhängungen und Gleitfächen, z.B. von der Leber zum Dickdarm palpiert und behandelt werden. 

Sollten bei der Palpation von Gewebespannungen auch eine gewisse emotionale oder neurovegetative Erregung im Patienten einhergehen, könnte auch diese möglicherweise in die Behandlung einbezogen werden, falls Osteopathen hier Kompetenzen erworben haben. 

Die Behandlung ist immer individuell. Es wird weniger der Reizdarm, sondern vielmehr der Patienten, der Reizdarmsymptome zeigt, behandelt.

Außerdem sind auch weitere Befunde wesentlich. Beispielsweise kann beim Reizdarm auch ein Mangel an Beta-Glucuronidase oder eine Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO) vorliegen. Dies ist abzuklären. Im weiteren ist abzuklären, ob eine Supplementierung von Pankreasenzymen nötig ist.

Selbst­hilfeübungen zur Verbesserung der Verdauung

Folgende Übungen können angewendet werden.

  1. Viel Bewegen
  2. Eine freie Atmung 
  3. Entspannungen, z.B. Bodyscan oder progressive Muskelentspannung oder Meditationen etc. 
  4. eine ausgewogene gemüsereiche faserreiche Ernährung hilft der Verdauung im Allgemeinen
  5. Vermeidung von Nahrungsstoffen die Ihnen nicht gut tun, wie möglicherweise
    1. Milchprodukte
    2. Hülsenfrüchte
    3. Kaffee
    4. Kohlarten
  6. Der Bauchraum kann auch entspannt werden, in dem mit der Ausatmung der Ton O gebildet wird und dabei die Aufmerksamkeit auf den Raum in der Bauchregion gerichtet wird. 
  7. Um den Darm zu beruhigen, legen Sie Ihre Hände auf beide Seiten Ihres Bauches. Legen Sie es so um den Bauchnabel, dass Daumen sich berühren und die Hand ein nach unten gerichtetes Dreieck bildet. Sie können drei bis sechs Mal sanft in die Bereich zwischen den Händen atmen. Vielleicht können Sie die Bewegung des Darms mit Ihren Händen während des Atmens spüren, z. B. beim Einatmen eine Senkung und vorwärts Bewegung und beim Ausatmen eine nach oben und hinten Bewegung. Schließlich können die Hände Wärme und Energie in den Darm leiten, während die Hände den minimalen Bewegungen des Darmes folgen.

Weitere Übungen habe ich in meinem Buch „Osteopathie – die gezielte Lösung von Blockaden“  und hier im Blog in beschrieben. 

Osteopathie bei kindlichen Verdauungsstörungen

Eine Studie aus dem Jahr 2012 von Dobson et al https://bit.ly/2TrGmCz ergab, dass Eltern, feststellten, dass Kinder, die eine osteopathische Behandlung erhielten, signifikant weniger weinten, obwohl insgesamt die Anzahl gut durchgeführter Studien nicht ausreichten, um eindeutig beurteilen zu können, inwieweit Osteopathie hilft.  

Osteopathie zeigte Verbesserungen des Stuhlgangs bei Kindern (Nemett und Kollegen, 2008) https://bit.ly/3fty0CY und bei kindlicher Verstopfung (Tarsuslu und Kollegen, 2009) https://bit.ly/2TlqO2Z. Die osteopathische Behandlung von bei Frühgeborenen scheint auch die hohe Inzidenz von Magen-Darm-Symptomen sowie den übermäßigen Aufenthalt auf der Intensivstation von Frühgeborenen zu verringern (Pizzolorusso und Kollegen, 2011https://bit.ly/2R2S063 und die Ernährung zu verbessern (Vismara und Kollegen, 2019) https://bit.ly/2TsjkLO

Passend zum Thema. Interview mit Torsten Liem „Wie hilft Osteopathie bei Reizdarm?“ bei digestio.de

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