von Matthias Schiess & Torsten Liem
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Etwa 7%-11% der westlichen Bevölkerung leiden am Restless-Leg Syndrom (RLS) (57). Eine Prävalenz von mindestens 1,9%-2% besteht bei Kindern und Jugendlichen (56). In der osteopathischen Literatur taucht RLS gegenwärtig bis auf eine Ausnahme nicht auf (55). Symptome des RLS und deren Folgen wie Schlafstörungen stellen ein oft nicht erkanntes Problem bei Kindern und Jugendlichen dar. AD(H)S oder Wachstumsschmerzen können mit RLS einhergehen. Die Diagnosestellung erfolgt klinisch.
Historischer Hintergrund
Erstmals schriftliche Hinweise zum RLS fanden sich im 17. Jahrhundert (1). Im späteren Verlauf der Geschichte wurden auch psychische Ätiologien vermutet, die durch den Begriff „anxietas tibiarum“ gekennzeichnet wurden. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde eine umfassende Beschreibung der klinischen Symptome und die noch heute gültige Bezeichnung „Restless Legs Syndrom“ (RLS) durch K.A. Ekbom erstellt (2).
Unwillkürliche Beinbewegungen (Periodic Limb Movements in Sleep, PLMS) wurden erstmals 1965 mit RLS in Verbindung gebracht (3). Eine familiäre Häufung von RLS wies auf Vererbbarkeit des Krankheitsbildes hin (3).
Aus der gleichen Zeit stammen erste wirksame Therapieversuche mit Eisen und Clonazepam, sowie zahlreichen unwirksamen Medikamenten wie Heparin, Aspirin und Nitroglycerin. Die heutigen Therapeutika auf dopaminerger Basis beziehungsweise Antiepileptika und Opiate gehören erst seit Ende des 20. Jahrhunderts zur medikamentösen Standardbehandlung von RLS.
Definition
Epidemiologie
Ätiologie – Pathogenese
Diagnostik
Wie gehen Sie dabei vor?
Wenn wir durch unseren Handkontakt an Kopf und Becken mit sanfter longitudinaler Kompression die Spannungen im Körper kopieren, nimmt das Kind meist Geburtspositionen ein, in denen es möglicherweise traumatische Situationen erlebt hat, beispielsweise einen stockenden Geburtsprozess, eine zu schnelle Geburt oder eine Kaiserschnittgeburt. Das Kind kommt zum Beispiel zur Ruhe, wenn es an bestimmten Stellen im Körper Druck erfährt. Oder umgekehrt: Es reagiert in bestimmten Positionen mit Hyperarousal oder mit einer Erstarrungsreaktion.
Auch untersuche ich die Mittellinienstrukturen bzw. Funktionen, das heißt, das Neuralrohr, die Chorda dorsalis und die anteriore Mittellinie. Nach Traumata habe ich oft den Eindruck, dass hier Dysfunktionen auftreten. Das fühlt sich für mich palpatorisch an, als würden Kompressionen, Unterbrechungen, Stagnationen, verlangsamte Dynamiken oder Ausdünnungen, Alterationen in Flussrichtungen auftreten. Anschließend palpiere ich mittels der Arme und Beine, ob sich Spannungen eher in der Splanchnopleura oder Somatopleura zeigen. Starke Spannungszonen würden im Rahmen der Traumabehandlung kontaktiert.
1. Vorgeschlagene Kriterien eines PLMD im Kindesalter:
1. Im Polysomnogramm findet sich ein PLM Index >5/h und 2. es bestehen Schlafbeschwerden in Form von Ein- und Durchschlafstörungen oder erheblicher Tagesmüdigkeitund 3. die Beinbewegungen sind nicht als Folge
einer gestörten nächtlichen Atmung (d. h. sie sind unabhängig von respiratorischen Auffälligkeiten) oder als Folge einer medikamentösen Behandlung (z. B. mit Antidepressiva) aufgetreten.
Erst bei unklarem klinischen Beschwerdebild, jedoch vorhandenen Begleiterscheinungen oder unzureichenden Informationen werden fakultative Zusatzkriterien zu Hilfe genommen.
Beginn: Z.B. kann mit Hilfe der
Polysomniegraphie das gestörte Schlafverhalten
anhand periodischer Gliederbewegungen
im Schlaf aufgezeichnet werden (37,38). PLMS im Kindesalter treten häufig in diversen Krankheitsbildern auf. Ihre Aussagekraft im
Bezug auf die Diagnose von RLS ist geringer
als im Erwachsenenalter und kann deshalb nur
beschränkt verwendet werden.
Folgende Erkrankungen müssen bei RLS im Kinder- und Jugendalter ausgeschlossen werden: Wachstumsschmerzen (42), maligne Erkrankungen / rheumatische Erkrankungen (43), Fibromyalgie (44), Somatisierungsstörungen (45) sowie kindliche Ein- und Durchschlafstörungen (46)
Komorbidität besteht beim Tournette Syndrom, beim obstruktiven Schlafapnoe Syndrom* und bei einer Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)** (47, 48, 50).
I: 1. Das Kind erfüllt alle 4 obligaten Kriterien für Erwachsene
2. Seine Beschreibung entspricht denen von Missempfindungen („leg discomfort“) im Bereich der Beine (das Kind kann u. U. Ausdrücke wie Aua-Stelle, Kitzeln, Prickeln, 1000 Nadelstiche, Pieksen, „ die Beine möchten laufen“ oder „viel Energie in den Beinen“ gebrauchen. Altersentsprechende Beschreibungen sollen angeregt werden).
II:1. Das Kind erfüllt die 4 obligaten Diagnosekriterien für Erwachsene und 2. 2 der folgenden 3 supportiven Kriterien:
a) Schlafstörungen
b) Angehörige 1. Grades leiden an einem gesicherten RLS
c) Im Polysomnogramm wurde ein PLMS Index von >5/h Schlafzeit dokumentiert.
III:1. Das Verhalten des Kindes weist auf Missempfindungen in den Beinen beim Sitzen oder Liegen hin, begleitet von Bewegung des betroffenen Beines. Die Missempfindungen haben ähnliche Charakteristika wie bei Erwachsenen in den obligaten Kriterien 2, 3, und 4 beschrieben (Verschlimmerung während Ruhezeiten und Inaktivität, Besserung durch Bewegung und Verschlechterung abends und nachts) und
2. Das Kind hat Angehörige 1. Grades, die an einem gesicherten RLS leiden.
3
Schlafprobleme bei Kindern treten oft auf. In neueren epidemiologischen Studien geht man von einer Prävalenz von 12-37% aus. Bei Befragung von Eltern und Kindern wurden lange Einschlafzeiten, Unwille ins Bett zu gehen, häufiges, nächtliches Aufwachen und Atmungsprobleme wie Schnarchen als die häufigsten Schlafprobleme genannt. Bei folgenden anamnestische Angaben muss weitere Abklärung erfolgen: Schnarchen und andere im Schlaf auftretende Atemprobleme, unruhiger Schlaf, Bettnässen (Enuresis), Vergrösserung der Mandeln und Nasenpolypen; auch Übergewicht und Nährstoffmangel sollte berücksichtigt werden. OSAS kann mit einem ADHS verwechselt werden.
Das gute Ansprechen auf Ritalin legt eine Transmitterstörung im Dopaminstoffwechselnahe (51) auch mit Hinweisen zu Eisen- / Ferritindefizite in den Speicherorganen, im Blutserum und im ZNS bei Kindern mit ADHS oder RLS (52).