OsteoHealthBlog

Technik zur Behandlung des Sonnengeflechts (Ganglia coeliaca)

Eine Person in einem weißen Hemd verwendet ein Handmassagegerät für die Sonnengeflechtbehandlung auf dem Bauch einer auf einem Tisch liegenden Frau. Die Frau, die eine Sonnenbrille, ein rotes Hemd und eine blaue Jeans trägt, wirkt während der Behandlung entspannt.
Technik zur Behandlung des Sonnengeflechts (Ganglia coeliaca)

Zusammenfassung

Die Technik zur Behandlung des Sonnengeflechts basiert auf der Arbeit von Robert Fulford und wurde im Rahmen der psychosomatischen Osteopathie weiterentwickelt. Ziel der Methode ist es, vegetative Funktionen im Allgemeinen und im Abdomen im Besonderen zu regulieren und emotionale Belastungen, die im vegetativen Nervensystem gespeichert sind, zu lösen sowie die Bauchatmung zu verbessern.

Die Behandlung erfolgt durch sanfte Palpation, Vibration und Gewebewahrnehmung im Bereich des Plexus solaris. Indikationen umfassen neurovegetative Spannungen, Therapieblockaden, emotionale Traumata sowie Atem- und Verdauungsstörungen. Der Behandlungsprozess integriert bewusstes Atmen, sensorische Wahrnehmung und manuelle Techniken, um Spannungen zu lösen und den Energiefluss im Körper zu harmonisieren.

Schlüsselwörter

Sonnengeflecht, Plexus solaris, psychosomatische Osteopathie, vegetatives Nervensystem, emotionale Belastungen, Fulford-Technik, Palpation, Vibration, Spannungslösung, Atemregulation

Abstract

The technique for treating the solar plexus is based on the work of Robert Fulford and has been further developed in the context of psychosomatic osteopathy. The aim of the method is to regulate vegetative functions in general and in the abdomen in particular and to release emotional stress stored in the autonomic nervous system. Furthermore, the procedure aims to improve abdominal breathing.

Treatment involves gentle palpation, vibration and tissue awareness in the solar plexus area. Indications include neurovegetative tension, therapy blockages, emotional trauma and respiratory and digestive disorders. The treatment process integrates conscious breathing, sensory awareness and manual techniques to release tension and harmonise the flow of energy in the body.

Keywords

Solar plexus, plexus solaris, psychosomatic osteopathy, autonomic nervous system, emotional distress, Fulford technique, palpation, vibration, tension release, breath regulation

 

Einleitung

Diese Technik, inspiriert vom osteopathischen Lehrer Robert Fulford, zielt darauf ab, die vegetativen Funktionen im Abdomen zu regulieren und zu harmonisieren. Ich lernte von Fulford, mit einem Vibrationsgerät, dem sogenannten Perkussionshammer, die Region des Sonnengeflechts zu behandeln. Die ursprüngliche Technik wurde im Rahmen der psychosomatischen Osteopathie weiter differenziert, modifiziert, erweitert und in einen umfassenderen Zusammenhang eingebettet [1].

Laut Fulford sollen alle biologischen Impulse auf die grundlegenden Funktionen von Expansion und Kontraktion zurückzuführen sein. Der Parasympathikus fördert Expansion, Weitung, Hyperämie, Turgor und Freude, während der Sympathikus Kontraktion, Blutzentralisation, Blässe, Angst und Schmerzen sowie die Konzentration biologischer Energie bewirkt. Das vegetative Zentrum dieser Energie befindet sich im Abdomen, wobei der Lebensprozess als eine konstante Pulsation zwischen parasympathischer Expansion und sympathischer Kontraktion betrachtet werden kann.

Hintergrund

Laut Fulford kann der Plexus solaris als das emotionale Gedächtnis des Körpers betrachtet werden. Emotionale Traumata werden gewissermaßen im vegetativen Nervensystem am Plexus solaris gespeichert [2].

Eine Störung dieser Pulsation, sei es vom Zentrum zur Peripherie oder umgekehrt, führt langfristig zu einem Ungleichgewicht im Organismus. Fulford hebt hervor, dass chronische Angst oft der Auslöser einer sympathischen Erregungslage ist, die durch respiratorische Beeinträchtigungen aufgrund von abdominaler Spannung verstärkt wird. Angst führt häufig dazu, dass die Atmung angehalten wird, was zu einer unvollständigen und oberflächlichen Ausatmung sowie einer Fixierung des Zwerchfells führt. Diese Atemmuster stören das Ganglion coeliacum und den Energiefluss im Körper, was zu physiologischen, emotionalen und strukturellen Veränderungen führen kann.

Gegenwärtig wird angenommen, dass der Plexus solaris relativ unabhängig sowohl vom zentralen Nervensystem als auch von der lokalen neuronalen Kontrolle der Verdauungsorgane, als eigenständige regulatorische Instanz, agieren (4).

Daher reicht die Behandlung des Plexus solaris in der psychosomatischen Osteopathie über die Betrachtungen von Fulford hinaus. Die Technik kann beispielsweise auch in Bezug zur zentralen Rolle des Plexus solaris in der Regulation der Verdauungsfunktionen angewendet werden, da dieser Plexus als integrative Schaltstelle für die Steuerung von Darmbewegungen, Sekretion und Absorption entlang des gesamten Magen-Darm-Trakts fungiert. Beispielsweise führt die Aktivität des Plexus solaris zu einer erhöhten Schließmuskelkontraktion und reduzierter Motilität, zu einer verminderten exokrinen Ausschüttung und Insulinsekrektion im Pankreas sowie zu einer gesteigerten Glukoneogenese in der Leber (4). Diese Ganglien enthalten Zellkörper postganglionärer sympathischer Neuronen. Über präganglionäre Acetylcholin-vermittelte und postganglionäre Noradrenalin-vermittelte Signalübertragung beeinflussen sie gezielt das viszerale Gewebe (5). und innervieren unter anderem den unteren Ösophagussphinkter, den Magen, Teile des Dünndarms, die Leber sowie die Bauchspeicheldrüse.

Indikationen

Die Technik ist indiziert bei:

  • neurovegetativen Spannungen,
  • Therapieblockaden,
  • emotionalen Belastungen,
  • Dysfunktionen des Zwerchfells,
  • Störungen der Atmung und
  • Verdauungsstörungen.

Kontraindikationen

Absolute Kontraindikationen sind u.a. Aortenaneurysma, akutes Abdomen, fieberhafte Erkrankungen, akute entzündliche Organerkrankungen, Thrombose, Nierenkoliken, Magenblutung, Ileus, behandlungsbedürftige Tuberkulose sowie Bauchschmerzen nicht abgeklärter Genese.

Vorgehensweise

Die Therapeutin bzw. der Therapeut positioniert sich seitlich des Patienten/der Patientin auf Höhe des Plexus solaris. Eine oder beide Hände werden auf den Plexus solaris gelegt, wobei die Hände sich sanft in die Tiefe einsinken lassen. Durch sanfte Vibrationen oder das Folgen der Gewebespannungen wird eine deutliche Aufweichung des Gewebes angestrebt.

Palpationsannäherung

Mit diagonal aufgestellten Fingern auf der befundeten Region des jeweiligen Ganglions durch die Linea alba hindurch palpieren. Sanften Kontakt mit dem intraperitoneal liegenden Ganglion im Bereich des Truncus coeliacus aufnehmen. Da sich der Plexus coeliacus dorsal des Omentum minus befindet, etwas rechts der Mitte palpieren, bis die Finger eine Pulsation wahrnehmen (A. hepatica propria). Ein sanfter, nach links gerichteter Zug auf die Curvatura minor des Magens spannt das Omentum minus an und lässt die Pulsation verschwinden. Wenn die Gewebespannung nachlässt, können die Finger noch etwa 2 cm tiefer sinken, um die Region des Plexus coeliacus zu erreichen.

Durchführung

1. Beurteilung der Spannung und Festigkeit

Die Osteopathin bzw. der Osteopath bewertet die Weichheit, Spannung und Festigkeit der betroffenen Region durch Palpation und die Wahrnehmung des Patienten/der Patientin. Die Weichheit kann auf einer Skala von 1-7 erfragt werden, wobei 1 für am „wenigsten weich“ und 7 „maximal weich“ steht. Die Bewertung der Festigkeit geschieht auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 0 für „weich“ und 10 für „maximal fest“ steht.

2. Hand in die Tiefe sinken lassen

Die Hand der Therapeutin bzw. des Therapeuten sinkt sanft in die Tiefe und wird von der Ganglionregion „angezogen“. Dabei wird kein Druck ausgeübt.

3. Ankommen, ohne die Grenze des Gewebes zu überschreiten

Die Therapeutin bzw. der Therapeut lässt die Hand nur so weit in das Gewebe sinken, wie es der natürliche Widerstand zulässt, ohne die Gewebegrenzen zu überschreiten.

4. Wahrnehmung des Patienten auf den Bauchraum richten

Die Patientin bzw. der Patient wird angeleitet, sanft den Atem in die Region des Handkontaktes fließen zu lassen.

Die Therapeutin bzw. der Therapeut fragt den Patienten/die Patientin, was er/sie wahrnimmt:

  • lokal im Bereich des Handkontaktes: z.B. Weichheit, Durchlässigkeit, Temperatur, Spannung, Ausdehnung etc.,
  • in anderen Bereichen des Körpers,
  • Erinnerungen,
  • Bilder,
  • Emotionen,
  • Einsichten.

5. Spannungsmustern und -zügen folgen

Die Therapeutin bzw. der Therapeut folgt den Spannungsmustern und -zügen durch sanfte Berührung. Dies geschieht indirekt, bis keine Zugspannungen mehr wahrnehmbar sind.

6. Differenzierung der freien Rotation

Die Therapeutin bzw. der Therapeut überprüft die freie Rotation der Region:

  • Im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn.
  • Von außen nach innen und von innen nach außen.
  • Indirekt im vom Körper vorgegebenen Tempo.
  • Dieser Prozess wird fortgesetzt, bis die Rotationen und Richtung gewechselt haben oder sich die Rotation und die Bewegungen ausgeglichen haben.

7. Vibration

Die Therapeutin bzw. der Therapeut übt eine sanfte Vibration in Richtung der Festigkeit aus, für eine Dauer von 2–6 Minuten (Abb. 1). Diese Vibration kann auch mittels einer Massagepistole intensiviert und unterstützt werden (Abb. 2).

Es ist auch möglich, insbesondere wenn die gesamte Region sehr fest ist, mit der Vibration zu beginnen und anschließend die Behandlungsschritte 2-6 folgen zu lassen.

Die ursprünglich von Robert Fulford erlernte Technik für das Sonnengeflecht, bestand mittels Anwendung eines sogenannten Perkussionshammers. Dieser vibriert mit der Frequenz des mittleren „C“ auf dem Klavier. Fulford nutzte den Perkussionshammer außerdem häufig auf einer Körperseite, während die Übertragung seiner Schwingungsfrequenz auf der gegenüberliegenden Körperseite beobachtet wurde. Robert Fulford setzte dieses Behandlungsinstrument bei Patienten jeden Alters, einschließlich Säuglingen, ein.

Une personne est allongée sur le dos, les yeux fermés, tandis qu'une autre appuie doucement sur son abdomen, effectuant peut-être une Behandlung centrée sur le Sonnengeflecht (Ganglia coeliaca), ce qui suggère un examen thérapeutique ou médical de l'abdomen.

Abb. 1: Sanfte Vibration in Richtung der Festigkeit

Abb. 2: Vibration unterstützt und intensiviert durch eine Massagepistole

8. Patient*in zurückholen und verankern

Die Therapeutin bzw. der Therapeut hilft dem Patienten/der Patientin, in den aktuellen Moment zurückzukehren und die positive Erfahrung (bei Weichheit von 6-7 bzw. Festigkeit von 1-2) zu verankern. Dies geschieht durch sanftes Schmetterlingsklopfen. Der Patient bzw. die Patientin verschränkt die Arme so über der Brust, als ob er/sie sich selbst umarmen würde, und klopft sich abwechselnd links und rechts mit angenehmer Geschwindigkeit mit den Händen etwa 20-mal auf den Oberarm [3].

Zusätzliche Hinweise für den Behandlungsprozess

Während der gesamten Behandlung ist es wichtig, das Erleben des Patienten/der Patientin aktiv einzubeziehen. Die Entspannung, der Zugriff im Alltag und die Kartierung des Gewebes durch die fokussierte Wahrnehmung des Patienten/der Patientin werden dadurch verbessert.

Beispielsweise kann der Verlauf der Veränderung seitens des Patienten bzw. der Patientin in Bezug zur Weichheit bzw. Festigkeit in der Oberbauchregion erneut abgefragt werden (siehe Punkt 1) und Fragen zur Wahrnehmung des Gesamterlebens gestellt werden.

Weitere Möglichkeiten die Entspannung zu unterstützen sind das Lenken des Atems in die Kontaktregion sowie Seufzen, Töne und bilaterale Musik mit Alpha-Wellen (z.B. „Grounding waves“ von Torsten Liem) und viele weitere Koregulationen [1]. Offene oder geschlossene Augen sowie langsame Sakkaden mit den Augen können ebenfalls hilfreich sein. Der Vagusnerv kann beispielsweise durch Berührung in der Concha auricularis aktiviert werden. Die exakte Zone befindet sich am Ende der Crus helicis.

Beobachtungsfokus des Therapeuten bzw. der Therapeutin

Die Therapeutin bzw. der Therapeut sollte während der Behandlung kontinuierlich auf folgende Aspekte achten:

  • Atmung des Patienten/der Patientin,
  • Mimik und Ausdruck,
  • Veränderungen in der Gewebespannung, – Schweißproduktion,
  • Bauchgeräusche.

Wenn möglich, können zusätzlich der Puls oder die Herzratenvariabilität gemessen werden.

Diese detaillierte Beobachtung ermöglicht eine präzise und einfühlsame Durchführung der Technik, die darauf abzielt, das Sonnengeflecht zu entspannen.

Literatur

  • Liem T. Psychosomatische Osteopathie. Osteopathische Medizin 2023, 24(4), 2–7.
  • Fulford RC. From center to periphery. AAO Convention. 1980; (11).
  • Girianto, Pria, Widayati, Dhina, Agusti, Syahdila. (2021). Butterfly Hug Reduce Anxiety on Elderly. Jurnal Ners dan Kebidanan (Journal of Ners and Midwifery). 8. 295-300. 10.26699/jnk.v8i3.ART.p295-300.
  • JOHN, R. S., Dixon, B., Hendrix, J. M., & Shienbaum, R. (2024). Celiac Plexus Block. InStatPearls. StatPearls Publishing.
  • McCorry LK. Physiology of the autonomic nervous system.Am J Pharm Educ. 2007 Aug 15;71(4):78

Interview

In der Schulmedizin existiert die psychosomatische Medizin als eigenes Fachgebiet bereits seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Warum ist eine Psychosomatische Osteopathie nicht schon früher entwickelt worden?…

Artikel Lesen

Fallbericht einer psychosomatischen Osteopathie

Ätiologische Faktoren, Risikofaktoren und Wirkmechanismen von Beschwerden, Heilreaktionen und somato-physiologische Erlebnis-Kontext-Dysfunktionsmuster kennzeichnen die spezifischen Behandlungsansätze im Rahmen der psychosomatischen Osteopathie (PSO). Das Fallbeispiel eines Sportlers, der Leistungseinbußen zu beklagen hat, soll das therapeutische Prinzip der PSO exemplarisch vorstellen.

Artikel Lesen

Psychosomatische Osteopathie

Dieser Artikel gibt eine Übersicht über das spezifische Denken und Handeln in der psychosomatischen Osteopathie (PSO) im Allgemeinen und des Buches „Psychosomatische Osteopathie“ von Torsten Liem im Besonderen…

Artikel Lesen

MEHR ARTIKEL

Erfahren Sie, wie Sie mit einfachen Dehnübungen Ihre Hüftbeweglichkeit verbessern und Verspannungen im Becken- und Bauchbereich lösen können. Perfekt für den Alltag! ...
Erfahre, wie die High Knees Übung Deine Lebensqualität steigern kann – unabhängig von Deinem Fitnesslevel. ...
Entdecken Sie die Vorteile der Bergsteiger-Übung, einer effektiven Methode zur Verbesserung Ihrer Fitness und Stärkung Ihrer Muskulatur. Perfekt für jedes Fitnesslevel! ...
Osteohealth Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Wir versenden in regelmäßigen Abständen einen Newsletter mit Videos, Podcasts und Artikeln zum Thema Gesundheit.

Wir rufen Sie zurück!

Wann dürfen wir Sie zurückrufen?*
Zu welcher Uhrzeit?*