Eine Frühgeburt erhöht das Risiko für die Entwicklung verschiedener langfristiger Gesundheitsprobleme und Entwicklungsstörungen erheblich. Berührung ist ein wichtiger Bestandteil vieler perinataler Versorgungsstrategien. Neurobiologisch sind insbesondere C-taktile Fasern (CTs) daran beteiligt. Diese sind nicht myelinisierte Nervenfasern, die durch leichte, dynamische Berührungen aktiviert werden. Gezielte Berührungen der CTs aktivieren den posterioren insulären Kortex, was einer interozeptiven Funktion entspricht, und führen nachweislich zu einer Senkung der Herzfrequenz und einer Erhöhung der Sauerstoffsättigung. Manzotti et al. 2023 verglichen die Wirkung von fünf Minuten streichelnder CT-Berührungen mit optimaler Geschwindigkeit im Vergleich zu fünf Minuten statischer Berührungen auf autonome Marker bei Frühgeborenen im Alter von 28 bis 37 Schwangerschaftswochen. CT-Berührungen führten zu einem stärkeren Anstieg der Herzfrequenzvariabilität, die auch 5 Minuten nach der Berührung anhielt. Statische Berührungen zeigten keinen solchen Anstieg.
Fazit:
CTs signalisieren die affektive Qualität von nährenden Berührungen, was ein zusätzliches neurobiologisches Substrat für die offensichtlich positiven Auswirkungen von taktilen Interventionen bei Neugeborenen darstellt und die Wirksamkeit solcher Interventionen verbessert.
Manzotti A, Cerritelli F, Monzani E, Savioli L, Esteves JE, Lista G, Lombardi E, Rocca S, Biasi P, Galli M, Chiera M, McGlone FP. Dynamic touch induces autonomic changes in preterm infants as measured by changes in heart rate variability. Brain Res. 2023 Jan 15;1799:148169.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36410429/